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Verliebt in Dortmund

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Boah, jetzt wohne ich schon ein halbes Jahr in dieser tollen Stadt. Ich fühle mich wohl, pudelwohl, supergeilwohl!

Dabei hätte ich mir das bis vor einem Jahr niemals träumen lassen. Dortmund… Für mich als Jugendliche aus dem Sauerland verband ich mit dieser Ruhrgebietsmetropole in den frühen 2000er Jahren als das, was das Stadtleben an Negativem zu bieten hat. Einen abgrundtief hässlichen Bahnhof, eine vollkommen überfüllte Innenstadt, pöbelnde Fußballfans, Arbeitslosigkeit, Perspektivlosigkeit. Dieser Eindruck hatte sich durch samstagliche Stippvisiten in mein Hirn gebrannt. Dazu noch der Running-Gag zwischen meinen Schwestern und mir, dass eine von uns mal – vom Mann verlassen und mit vier Blagen am Hals – in Aplerbeck-Süd landen werde.

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Gut, dass das Stadtleben nicht so schlimm ist, wie ich es als Jugendliche befürchtete, habe ich hier schon beschrieben. Nach Jahren in Hessen, zog es mich des Jobs wegen vor eineinhalb Jahren wieder nach NRW. Genauer nach Herne. Wanne. Wanne-Eickel. Schon dort habe ich den besondern Charme des Ruhrgebiets und der Menschen hier im Pott spüren dürfen. Direkt, aber herzlich.

Im Oktober vergangenen Jahres aber zog es mich der Liebe wegen nach Dortmund. Die größte Stadt im Pott. Fußballhauptstadt.

Pöbelnde Fußballfans. Iwo, die gibt es zwar immer noch, aber nichts ist schöner als dieses Kribbeln in der gesamten Stadt, wenn der BVB ein Heimspiel hat. Die Innenstadt in Gelb-Schwarz getaucht. Alles zusammen leicht euphorisch. Diese totale und bedingungslose Identifikation mit dem Verein ist schon enorm… und ansteckend!!

Eine überfüllte Fußgängerzone. Ja, die nervt mich immer noch. Aber gleichzeitig freut es mich, dass die Stadt so beliebt bei Einkäufern aus nah und fern.

Nun, der Bahnhof ist immer noch hässlich. Und nicht durchgängig barrierefrei. Eigentlich unfassbar. Aber dennoch ist er für mich persönlich der zentralste Ort der Stadt. Vom Bahnsteig aus das „U“ zu sehen, das ist für mich „nach Hause“ kommen.

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Dortmund hat Probleme. Einen Haufen Probleme. Es die deutsche Großstadt mit dem größten Armutsrisiko. Die Arbeitslosigkeit ist höher als in Gelsenkirchen. Gleichzeitig gibt es ein großes Gefälle innerhalb der Stadt. In der Nordstadt gibt es Ecken, an denen ich mich als Frau auch tagsüber nicht besonders sicher fühle. In Dorstfeld hocken dumpfe Nazis.

Aber gleichzeitig hat die Stadt so viel zu bieten. Es gibt viele Kulturangebote jeglicher Art, Aufbruchsgefühle durch junge (und alte) Kreative wie z.B. im Unionsviertel. Eine Vielzahl von Menschen, die sich – unterstützt durch die Stadt – gegen Nazis auflehnen und ihnen klar machen, dass sie hier –  in diesem Schmelztiegel der Kulturen – unerwünscht sind.

Grüne Oasen innerhalb der Innenstadt bieten einem schnell Momente der Ruhe, wenn die überfüllte Innenstadt wieder nervt. Der Fredenbaumpark ist schon jetzt zu meinem zweiten Zuhause geworden.

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Ich bin glücklich in dieser Stadt. Und, ich habe das Gefühl endlich angekommen zu sein. Inwieweit das alles an der riesigen rosaroten Brille liegt, die ich seit einem Jahr trage, kann ich nicht sagen. Ich sag nur: Kerr, wat is dat schön hier!